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Sympathisch, bodenständig, ambitioniert

Das ist Borussias neuer Spieler Dang Qiu

Foto: Kenny Beele

von Tobias Kemberg

Der 24-Jährige ist in dieser Saison für Ricardo Walther ins Team des Rekordmeisters gerückt. Der Tischtennissport wurde dem Nationalspieler, der im Sommer Europameister im Mixed wurde, praktisch in die Wiege gelegt.

Sein Debüt für die Borussia, ausgerechnet im Duell mit dem ehemaligen Verein, stellte sich Dang Qiu im Vorfeld „einen Tick merkwürdig“ vor. Schließlich wäre „alles andere nach fünf Jahren in Grünwettersbach auch bizarr“. Doch nach ein paar Ballwechseln war von besonderer Emotionalität nicht allzu viel zu spüren. Das erste Einzel im Düsseldorfer Trikot verlief für den 24-Jährigen erfolgreich. Beim 3:0 gegen seinen Ex-Klub setzte sich der deutsche Nationalspieler mit 3:1 in den Sätzen gegen Deni Kozul durch.

Wenn du als Tischtennisprofi zu Borussia Düsseldorf wechselst, dann ist das ein Traum, der da in Erfüllung geht. Du musst schon über einen längeren Zeitraum gut sein und dich kontinuierlich weiterentwickeln, um diese Chance zu bekommen. Und genau das ist das jetzt für mich: eine Chance. Ich bin sicher, dass es der richtige Schritt zum richtigen Zeitpunkt ist“, sagt der erste in Deutschland geborene Nationalspieler, der im in China verbreiteten Penholder-Stil spielt.

In der vergangenen Saison gewann die Borussia das „Triple“ aus Meisterschaft, Pokal und Champions League. Der Neue im Team von Trainer Danny Heister möchte an der Seite von Timo Boll, Kristian Karlsson und Anton Källberg so viele dieser Pokale wie nur irgendwie möglich in dieser Spielzeit verteidigen. In Düsseldorf ist Qiu kein Unbekannter. Auch Heister hat seinen Werdegang aufmerksam verfolgt und kennt den aktuellen Weltranglisten-51. aus Trainingslehrgängen und vielen Duellen aus der Vergangenheit. „Dang hat in der Bundesliga und international zuletzt sehr gut gespielt. Er ist ein Spieler, der viel und fleißig trainiert, ein echtes Trainingsmonster. Ich hoffe, dass er seine Entwicklung bei uns fortsetzen kann“, sagt der Niederländer.

Vater Qiu Jianxin wurde 1987 Studentenweltmeister

Der Tischtennissport wurde dem gebürtigen Nürtinger praktisch in die Wiege gelegt. Sowohl die Mutter als auch der Vater gehörten einst zur chinesischen Nationalmannschaft, Papa Qiu Jianxin gewann 1987 den Titel des Studentenweltmeisters. Später betrieben die Eltern des Neu-Borussen eine Tischtennisschule. „Es kommt vielleicht nicht von ungefähr“, gibt Dang Qiu zu. „Tischtennis war uns einfach am nächsten. Das erste Mal habe ich im Alter von drei oder vier Jahren an der Platte gestanden. Mit sechs oder sieben ging es dann regelmäßig los.“

Seine ersten Schritte im Profibereich absolvierte Qiu beim TTC Frickenhausen. 2015/16 schlug er für den Zweitligisten TTC Ober-Erlenbach auf und schloss sich dann dem ASV Grünwettersbach an. „Frickenhausen ist meine Tischtennis-Heimat. Dieser Klub hat einfach einen tollen Background. Als Talent hast du aber überall erst einmal eine untergeordnete Rolle.“ Mehr Verantwortung übernahm Dang Qiu dann in Ober-Erlenbach, die Verpflichtung durch den ASV Grünwettersbach bezeichnet er noch heute als „großen Glücksfall“.

Foto: Kenny Beele

Mit den Erfolgen wachsen die eigenen Ansprüche

Der Wechsel nach Düsseldorf ist aber noch lange nicht das einzig Nennenswerte in Qius Jahr 2021. Bei den Europameisterschaften holte der Rechtshänder mit Nina Mittelham Gold im Mixed und bei den Deutschen Meisterschafen in Bremen verteidigte er an der Seite von Benedikt Duda seinen DM-Titel im Doppel. Machen solche Erfolge lockerer? Oder eher noch ehrgeiziger? Dang Qiu antwortet auf diese Fragen so: „Es ist eine Mischung. Ich merke schon, dass ich etwas lockerer geworden bin. Aber mein Ehrgeiz ist ebenso größer geworden. Die Ansprüche werden schließlich höher. Unter dem Strich kann ich nur sagen: Erfolge tun nie schlecht.“

Bei den Olympischen Spielen in Tokio war Dang Qiu nicht dabei, in drei Jahren in Paris soll das nach Möglichkeit anders aussehen. „Das ist für viele Spieler ein absolut großes Ziel. Aber bis dahin gibt es viele kleinere Etappenziele. Wenn ich aber darüber nachdenke, wie geil diese Spiele schon am Fernseher waren, dann wäre es in jedem Fall cool, 2024 dabei zu sein.“

Mit den nationalen Größen möchte sich Borussias Neuer nicht auf eine Stufe stellen. Wenn Dang Qiu über Timo Boll oder Dimitrij Ovtcharov spricht, dann schwingt eine Menge Respekt und Hochachtung mit. Aber „irgendwann würde ich mir so eine Art Botschafterrolle für unseren Sport durchaus zutrauen“, sagt er. „Dafür musst du aber bodenständig bleiben und immer die Nähe zu den Menschen wahren. So wie Timo und Dima das machen.“ Jetzt aber konzentriert sich der 24-Jährige erst einmal auf eine gute Saison bei und mit der Borussia. Der Anfang konnte sich jedenfalls sehen lassen.

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