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Elf Gründe, warum Fortuna verlieren musste

Paderborn war an diesem Tag eine zu hohe Hürde

Foto: Christof Wolff

von Norbert Krings

Es war das vierte Heimspiel für Fortuna Düsseldorf und bereits die zweite Heimniederlage bei nur zwei Unentschieden. Das 2:3 gegen Paderborn zeigte die in dieser Saison typischen Schwächen auf, die das Preußer-Team offensichtlich nicht ablegen kann. Wir fanden elf Gründe, warum es erneut nichts aus einem Dreier vor eigenem Publikum wurde und die Preußer-Elf sogar verlieren musste.

Grund 1: Christoph Klarer war völlig überfordert.
Es ist immer schwierig, bei einer Niederlage einer Mannschaft Spieler herauszupicken, die ursächlich für die Enttäuschung sind. Doch der Österreicher hatte einen völlig schwarzen Tag, stand gegen den besten Spieler des Gegners auf verlorenem Posten und konnte diesem weder folgen, noch ihn stellen und gegen ihn in den Zweikampf kommen. Sven Michel war wie der Igel, der immer schon da war, wo Klarer hinwollte. Beim ersten Gegentor konnte Fortunas Abwehrspieler auch läuferisch nicht mithalten, beim 2:2 machte er einen Stellungsfehler und irritierte überdies noch seinen Torhüter, mit dem er fast zusammenknallte und diesem noch die Möglichkeit nahm, auf der Linie zu bleiben. „Wenn Chris in mich reinläuft, ist es natürlich bitter. Der Gegenspieler hatte gefühlt zehn Sekunden Zeit, den Ball zu platzieren. So eine halbe Aktion nervt mich“, sagte Torhüter Raphael Wolf über seinen Mitspieler.

Sven Michel – rechts – war von Christoph Klarer nicht zu bremsen. Foto: Imago

Grund 2: Felix Klaus verliert zweimal den Ball.
Vor allen drei Toren gab es unnötige Ballverluste als „Aufbauhilfe“ für den Gegner. Eklatant waren aber vor dem 2:2 und dem Siegtor der Gäste die Fehlabspiele jeweils von Felix Klaus, die unbedacht und unkonzentriert erfolgten. Das muss ein Spieler, der auch in der Bundesliga schon aktiv war, besser machen. Solche kapitalen Fehler, die für eine nach vorne startende Mannschaft tödlich sein können und es in diesem Fall auch waren, machen ein ganzes Spiel kaputt. 

Grund 3: Der Trainer verliert mit seinen Auswechslungen das Spiel.
Auch der Trainer müsste diesmal seine Fehler an der Seitenlinie einräumen. Vor dem 2:1 standen Shinta Appelkamp und Robert Bozenik an der Seitenlinie parat, um eingewechselt zu werden. Um seine Mannschaft aber in Ruhe die Führung verarbeiten zu können und sich entsprechend zu stellen, sorgte Christian Preußer für eine solche Unruhe mit der sofortigen Einwechslung nach dem Torjubel, dass sich seine Mannschaft nicht so schnell finden und auf die neue Situation einstellen konnte. Auch das darf einem Trainer nicht passieren. Zudem wechselte er weder den völlig indisponierten Klarer aus, der schon zur Pause in der Kabine hätte bleiben müssen, noch den durchhängenden Klaus früh genug aus, um Unheil zu vermeiden.

Grund 4: Der Trainer änderte sein System in der entscheidenden Phase
Nicht nur die Einwechselungen sorgten für Unruhe. Christian Preußer änderte auch das System, offenbar allerdings, ohne es selbst zu beabsichtigen. Kuba Piotrowski wurde ausgewechselt und für ihn nach dem Tor zum 2:1 ein neuer Stürmer gebracht. Für Preußer spielte Piotrowski zweite Spitze. Für den Beobachter wurde allerdings deutlich, dass sich der Pole im Mittelfeld aufgehalten hatte und auch defensiv aktiv war. Den Systemwechsel auf zwei Stürmer tat der Fortuna mit dem oben genannten Ergebnis nicht gut.

Grund 5: Khaled Narey war für einen Außenverteidiger an diesem Tag zu offensiv
Er ist der belebende Faktor im Spiel der Fortuna und auch der zuletzt immer wieder herausragende Spieler in der Preußer-Elf. Allerdings sieht der Ex-Hamburger sein Betätigungsfeld eher als Dampfmacher auf der rechten Seite denn als Außenverteidiger. Dadurch, dass er sehr hochsteht und immer wieder mit nach vorne geht, müssen andere, meist die defensiven Mittelfeldspieler auf seiner Position oder zumindest auf der Seite absichern. Das sorgte gegen Paderborn, ein Gegner, der blitzschnell umschalten kann, immer wieder für Unruhe und Verunsicherung. Narey hat inzwischen acht Torbeteiligungen. Warum kann er nicht dauerhaft nur offensiv eingesetzt werden?

Grund 6: Der Heimkomplex
Es sieht auf den ersten Blick so aus, als würde sich da die Katze in den eigenen Schwanz beißen. Aber Fortuna fehlt auf eigenem Platz noch das Selbstvertrauen und das Selbstverständnis, Spiele nach Hause zu bringen. Es fehlt das Gefühl in dieser Saison, einen Dreier vor eigenem Publikum gelandet zu haben. Sicherlich zählt auch die Qualität des Gegners dazu, warum die Fortuna auswärts bislang deutlich erfolgreicher war. In Sandhausen, Aue und Ingolstadt kann man vielleicht auch eher gewinnen als in Bremen, Paderborn oder Regensburg. Die Mannschaft muss zuhause möglichst schnell den Bock umstoßen, um nicht immer denken zu müssen, da geht noch etwas schief.

Grund 7: Der Mannschaft fehlen immer noch Automatismen und die Balance
Nach neun Ligaspielen und einem Pokalauftritt sollte eigentlich eine Mannschaft das verinnerlicht haben, worauf es im Spiel ankommt und was der Trainer sehen will. Aber nach den Niederlagen kommen immer die gleichen Antworten, woran die Mannschaft noch arbeiten müsse. Es entsteht der Eindruck, dass da teilweise eine Offensivabteilung auf dem Platz arbeitet und wie beim Football dann die Defensivabteilung für die Verhinderung der Tore zuständig sei. Vorne hui und hinten pfui, so sah es am Samstag gegen Paderborn aus. Es fehlt die Balance zwischen Offensive und Defensive.

Grund 8: Es fehlt ein Führungsspieler in der Mannschaft
Dieses Problem wird immer dann deutlich, wenn Spiele kippen können oder ein Spiel der Führung bedarf, um eine neue Richtung einzuschlagen. Niemand ist in der Preußer-Elf in der Lage, mal für Kommandos zu sorgen, die unmissverständlich sind. Die Führungsqualitäten, die gefragt sind, um Spiele in die richtige Richtung zu bringen, fehlen der Mannschaft. Zudem hat man das Gefühl, dass alle ständig eher mit sich selbst und ihren Problemen beschäftigt sind, als anderen helfen zu können.

Grund 9: Immer wieder sorgt mindestens ein Thema in der Mannschaft für Unruhe.
Am Samstag gegen Paderborn war das auch die Torhüter-Position. Niemand wusste so recht, wie sich Raphael Wolf schlagen würde.

Raphael Wolf
stand gegen Paderborn erstmals im Fortuna-Tor in dieser Saison. Foto: Wolff

Die Hintermannschaft musste sich neu auf den Ersatzmann von Florian Kastenmeier im Tor einstellen. Das sorgt – wenn auch nur geringfügig – für eine Ablenkung von der Konzentration auf die eigenen Leistung. Das andere Thema in dieser Hinsicht ist die hohe Fehleranfälligkeit, die der Trainerstab einfach nicht in den Griff bekommt und zu einem Dauerthema in jedem Spiel geworden ist.

Grund 10: Der Trainer setzt nicht wie versprochen bewusst genug auf die Jugend.
Es fällt schwer zu verstehen, warum ein Riesentalent wie Shinta Appelkamp nicht von Anfang an spielt. Oder ein junger Stürmer wie Robert Bozenik, der zuletzt gezeigt hat, dass er torgefährlich ist, nicht von Anfang an zumindest in einem Heimspiel in der Startelf steht. Oder ein Niklas Shipnoski sich nicht entwickeln kann, weil er keine richtige Spielpraxis erhält. Damit verpasst Christian Preußer auch die Möglichkeit, einen Gegner mal zu überraschen. Fortuna ist zu ausrechenbar, weil der Mannschaft die jugendliche Frische und Unbekümmertheit abgeht, für die beispielsweise Shinta Appelkamp steht, der eigentlich auf dem Feld alle Freiheiten haben sollte. Denn er ist ein Spieler, der weiß, worauf es ankommt und Freiheiten nie falsch interpretieren würde.

Grund 11: Fortuna kassiert zu viele Gegentore.
Wenn eine Mannschaft Probleme hat, ist es eigentlich normal, dass ein Trainer versucht, erst einmal eine gewisse Kompaktheit herzustellen, damit sich ein Team daran wieder aufrichten kann. Die sieben Punkte aus den drei Spielen für der Paderborn-Partie haben vielleicht diese Kompaktheit vorgegaukelt. Doch die Abwehr von Fortuna Düsseldorf hat in dieser Formation mit zwei Sechsern vor der Viererkette nicht die Sicherheit und Kompaktheit, die nötig ist, um gegen Mannschaften wie Paderborn unempfindlich gegen Konter und Angriffe über die Flügel zu sein. Hier besteht eigentlich die Hauptarbeit des Trainers. Denn nach vorne ist Fortuna gefährlich genug. Aber so viele Tore wie hinten durch Stellungs-Fehler und verlorene Kompaktheit, weil sich die Mitspieler nicht gegenseitig helfen können, entstehen, können die Offensiven nicht wieder gut machen.

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