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Fortuna offensiv viel zu harmlos

Der Trainer hat noch viel Arbeit vor sich

Foto: Christof Wolff

von Norbert Krings

Die unnötige 0:2-Niederlage in Nürnberg war der erste kleine Dämpfer oder Rückschlag auf dem Weg zu einer neuen Fortuna, die stabil, clever und souverän auftreten möchte.

Ein KOMMENTAR von Norbert Krings

Christian Preußer formulierte es so, dass die Partie in Nürnberg ein 50:50-Spiel war. Solche engen Begegnungen werden meist durch kleine Nuancen oder einen einzigen Fehler entschieden. Preußer will nach der Niederlage in Nürnberg, die durch die Unaufmerksamkeit bei einer Standardsituation zustande kam, dafür sorgen, solche engen Spiele künftig für die Fortuna zu entscheiden.

Doch wie will der Trainer das umsetzen, wenn der Toptorjäger abgemeldet ist, die zweite Spitze auch klarste Chancen nicht verwerten kann und die meisten Flanken viel zu ungenau kommen? Es ist Fakt: Fortuna ist zu harmlos in der Offensive. Die größeren Spielanteile finden sich nicht in einer hohen Zahl an guten Tormöglichkeiten wieder. An dieser Problematik scheiterte Fortuna schon gegen die keineswegs überzeugenden Bremer.

Ein Hennings allein kann es nicht richten

Die Leistungen von Rouwen Hennings in allen Ehren. Er ist geschickt, clever und hat einen Torriecher. Aber schneller wird der bald 34-Jährige auch nicht mehr. Im Zweikampf kann er sich allenfalls mit seiner guten Technik durchsetzen. Er benötigt Hilfe, die ihm Raum verschafft, die ihn in Szene setzt, denn im Abschluss zählt er zu den Besten. Nur dazu muss er auch kommen, ohne sich die Bälle quasi selbst vorlegen zu müssen.

Ja, man könnte an diesen Themen arbeiten und viel trainieren. Aber grundsätzlich kann die schwache Leistung von Dawid Kownacki nicht mehr allein auf die Belastung durch die Euro zurückgeführt werden, was selbst der Trainer bestätigen musste. Dem Polen fehlt einfach der Instinkt, und diese Meinung teilen inzwischen viele Experten und Fans. Dass Kownacki zudem noch zu einem richtigen Teamplayer wird, erfordert wohl mehr als nur harte Arbeit.

Felix Klaus zeigt derzeit mehr als nur gute Ansätze. Foto: Wolff

Fortuna produziert viele Flanken, die nicht ankommen

Fortuna ist die Mannschaft ligaweit mit den meisten Flanken. Und wo landen diese Zuspiele? Die Flanken sind von Präzision weit entfernt. Das Timing stimmt zu selten, und meistens segeln die Vorlagen über Freund und Feind hinweg oder werden, weil sie zu flach in den Strafraum fliegen, schon direkt abgewehrt. Hier bleibt also auch noch genug Steigerungspotenzial.

In Nürnberg gab es zwar endlich mal wieder Schüsse aus der zweiten Reihe, aber auch hier zeigt sich, dass Fortuna viel zu wenig Schüsse aus größerer Distanz abgibt. Und wer nichts aufs Tor schießt…

An der Kampfbereitschaft und an der Leidenschaft gibt bei den meisten Fortunen wenig zu kritisieren, obwohl in Nürnberg mehr Zweikämpfe verloren gingen, als gewonnen wurden. Das liegt aber vor allem daran, dass sich die Stürmer nicht durchsetzen konnten. Im Angriff wurden die meisten Bälle verloren.

Die großen Erwartungen, die auf Shinta Appelkamp ruhen, sind zwar berechtigt, weil das große Talent immer etwas mit dem Ball anzufangen weiß, aber derzeit wirkt der Halb-Japaner müde und ihm fehlt derzeit das normale Durchsetzungsvermögen. Er wird sich steigern, aber trotzdem ist die Hoffnung berechtigt, dass Ao Tanaka, der am Dienstag ins Mannschaftstraining einsteigt, die große Verstärkung auf der Position des Regisseurs sein wird.

Das Kiel-Spiel wird zur Nagelporbe

Der Trainer ist gefordert, einer Negativentwicklung entgegenzuwirken. Mit seiner Art und seinen Ideen sollte das in einem gewissen Umfang funktionieren. Aber es bleibt dabei, dieses Spieljahr wird ein Übergangsjahr. Und Fortuna wird allenfalls ins obere Drittel hineinschnuppern können. An Aufstieg ist mit diesen personellen Möglichkeiten noch nicht zu denken. Es sei denn, da wachsen gleich mehrere Spieler weit über sich hinaus.

Das Spiel gegen Kiel wird am Freitag schon zu etwas wie einer Nagelprobe, die das Preußer-Team gegen das punktlose Team aus Holstein nicht verlieren sollte. Denn dann ist das Selbstvertrauen im Keller, und die Mannschaft muss sich dann erst wieder aus dem unteren Tabellenbereich herausarbeiten.

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