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„Hier bekommst du nichts geschenkt“

DEG-Verteidiger Marco Nowak spielt bei der WM

Foto: Kenny Beele

von Tobias Kemberg

Nach einer eng getakteten Saison in der DEL und einer vierwöchigen Vorbereitung freut sich der Düsseldorfer auf den Start gegen Italien. Vor dem Auftakt der Eishockey-Weltmeisterschaft am Freitag im lettischen Riga nahm sich der 30-Jährige Zeit für ein Interview mit der Sportstadt.

Herr Nowak, am Freitag starten Sie mit der Nationalmannschaft in die Weltmeisterschaft. Wie fühlt es sich an, Deutschland in diesem Jahr bei der WM vertreten zu dürfen?

Marco Nowak: Das ist natürlich ein sehr tolles Gefühl. Nach einer Saison ohne Fans und ohne Play-off-Teilnahme mit der DEG wird das ein sehr schönes Finish. Und im Kreis der Nationalmannschaft fühle ich mich sowieso immer richtig wohl.

Auch Daniel Fischbuch gehört zum Aufgebot. Wenn zwei DEG-Profis dabei sind, dann haben Sie während der Saison offenbar doch einiges richtig gemacht, oder?

Nowak: Angesichts der Rahmenbedingungen und der Verletzungen in unserem Team haben wir allgemein keine schlechte Saison gespielt. Dass der Bundestrainer das bei uns jetzt mit der Nominierung honoriert hat, freut mich ungemein. Daniel Fischbuch hat sich das durch seine starke Saison ebenfalls verdient. Es ist super, das Vertrauen von Toni Söderholm zu bekommen. Wir möchten das mit guten Leistungen zurückzahlen.

Wie hart war die Vorbereitung und was lief unter Corona-Bedingungen anders als sonst?

Nowak: Zunächst einmal muss ich das gesamte Hygienekonzept des Deutschen Eishockey-Bundes loben. In puncto Teambuildung waren wir aufgrund der Situation verständlicherweise etwas eingeschränkt. Einige Teile der Vorbereitung liefen über Zoom-Meetings ab, insbesondere wenn es um den taktischen Bereich ging. Trotz Abstand und Vorsicht abseits der Eisfläche haben wir aber auch unseren Spaß gehabt. Nach den drei Tagen vorgeschriebener Isolation auf dem Hotelzimmer freuen wir uns nun alle auf den Start. Bei den ersten Trainingseinheiten hier in Lettland war bereits eine unheimliche Energie drin.

Der erste Gegner heißt Italien – ist das zum Auftakt ein Spiel, das schon gewonnen werden muss?

Nowak: Aus meiner Sicht ist das so, auch wenn das bestimmt kein leichtes Spiel wird. Es klingt zwar nach typischer Phrase, aber wir müssen wirklich von der ersten Minute an Vollgas geben. Bei einer Weltmeisterschaft bekommst du in keinem Spiel etwas geschenkt. Aber unser Ziel ist ganz klar das Viertelfinale, deshalb sollten wir gegen Italien direkt wichtige Punkte einfahren.

Danach geht es gegen Norwegen, Kanada, Kasachstan, Finnland, die USA und schließlich Gastgeber Lettland. Wer ist der größte Konkurrent um Platz vier in der Gruppe?

Nowak: Kanada, die USA und Finnland zählen traditionell zu den Nationen, die viele oben in der Tabelle erwarten. Aber ob jetzt Norwegen oder Lettland der größte Konkurrent für uns im Kampf um Platz vier ist, das lässt sich schwer beurteilen. Die Letten haben den Heimvorteil, der macht bei einer Weltmeisterschaft oft eine Menge aus. So eine Heim-WM pusht einfach noch mal richtig. Am Ende kann jedes Spiel von entscheidender Bedeutung sein. Und so gehen wir mit unserer Mannschaft auch in das Turnier. Wir rechnen im Vorfeld nicht irgendwas durch.

Foto: Birgit Häfner

Gibt es einen klaren WM-Favoriten oder ist das Turnier dieses Jahr sogar noch offener als sonst?

Nowak: Viele große Stars sind bekanntlich nicht dabei, das ist immer schade. Aber einen klaren Favoriten mache ich nicht aus. In diesem Jahr könnte alles möglich sein. Was ist, wenn Corona zum Faktor wird? Das hofft zwar niemand, aber aus meiner Sicht sind auch vermeintliche Außenseiter in diesem Jahr zu allem fähig. Es ist doch ein bisschen wie in der DEL. Da sagt auch jeder: Am liebsten werden wir Deutscher Meister. Und bei der WM wird jeder am liebsten Weltmeister. Das sagen wir auch, das sagen alle. Unser Ziel ist erst einmal das Viertelfinale.

Beim Blick auf den Kader fällt auf: Nur Korbinian Holzer und Moritz Müller sind älter als Sie. Sind die jungen Spieler denn alle entsprechend respektvoll oder bekommen Sie nach dem Training direkt aus jeder Ecke der Kabine einen Eisbeutel zugeworfen?

Nowak (lacht): Nein, die Jungs sind alle höflich und respektvoll. Der Umgang im Team ist überhaupt sehr gut. Das gilt auch für die Jungs aus Nordamerika wie Lean Bergmann oder auch für Moritz Seider, der bald in der NHL spielen dürfte. Die sind immer noch dieselben lustigen Chaoten wie vor zwei Jahren und werden uns bei diesem Turnier definitiv sehr helfen. Harmonie und Zusammenhalt sind absolut top, es macht einfach riesig Spaß.

Wie sind die Bedingungen vor Ort in Lettland?

Nowak: Alles ist hervorragend organisiert. Der DEB achtet sehr darauf, das alles stimmig ist. Die Hygienekonzepte der Organisatoren passen, hier hat niemand den Eindruck, als könne etwas anbrennen.

Und was sagt Ihre Familie? Nach der eng getakteten Saison mit der DEG ist Papa Nowak ja schließlich schon wieder für eine längere Zeit unterwegs. . .

Nowak: Meine Familie steht zu 100 Prozent hinter mir, denn daheim wissen alle, dass das mein Beruf und meine Liebe ist. Vor meiner Frau ziehe ich echt den Hut. Sie hat alles rund um die Kinder bestens bewältigt und ich weiß, dass sich alle mit mir freuen, weil ich diese WM spielen darf. Im Sommer machen wir dann auf jeden Fall noch einen gemeinsamen Urlaub und schalten mal gemeinsam ab, wenn wir Patrick Reimer in Bayern besuchen. Jetzt aber freue ich mich erst einmal tierisch auf die WM.

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