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„Mein Blick geht automatisch nach vorne“

Hockeyspielerin Alisa Vivot fällt lange aus

Foto: Kenny Beele

von Tobias Kemberg

Die Angreiferin des Düsseldorfer HC erlitt im Vorfeld der Länderspiele in Argentinien eine schwere Knieverletzung. Wenige Tage danach spricht die 24-Jährige im Interview über ihre Gefühlslage, das Ende der Olympia-Träume und warum sie schon weiß, was auf dem Weg zum Comeback nötig ist.

Frau Vivot, wann und wie ist die Knieverletzung genau passiert?

Alisa Vivot: Schon vor dem ersten der beiden Länderspiele, in den letzten Minuten des Trainings am vergangenen Donnerstag (Anm. d. Red.: am 1. April). Ich weiß schon gar nicht mehr genau, ob es im Zweikampf oder einfach so passiert ist. In der Situation wollte ich jedenfalls nur den Ball annehmen und da war es dann auch schon vorbei.

Wie lautet die Diagnose und wann ist die Operation?

Vivot: Die Operation findet am nächsten Montag statt und dabei wird sich dann genau herausstellen, wie schwer die Verletzung ist und was genau kaputt ist. Der Schaden am Kreuzband und dem Meniskus ist offenbar da.

Lässt sich die Gefühlslage wenige Tage danach schon genauer beschreiben?

Vivot: Zunächst einmal ist es nur bitter. Vor zwei Jahren habe ich eine ähnliche Verletzung erlitten und mich mit viel harter Arbeit zurückgekämpft. Umso enttäuschender ist es jetzt, wieder lange auszufallen. Wie damals versuche ich einfach, es schnell zu akzeptieren. Ich kann das jetzt eh nicht ändern, egal wie enttäuscht und traurig ich bin. „Scheiße gelaufen.“ Diese beiden Wörter habe ich nach dem ersten Schock in den vergangenen Tagen wahrscheinlich am häufigsten gedacht und gesagt.

Foto: Kenny Beele

Klingt so, als ginge der Blick sogar schon wieder nach vorne. . .

Vivot: Alles andere bringt mich nicht weiter. Warum sollte ich mir jetzt ständig vor Augen führen, wie schlimm alles ist? Vielleicht ist es sogar ein kleiner Vorteil, dass ich genau weiß, was auf mich zukommt. Ich kenne die Reha-Maßnahmen und dementsprechend meine Aufgaben in den kommenden Wochen und Monaten. Wer mich kennt, weiß, dass ich sicherlich nicht die Füße hochlegen werde. Im Gegenteil: Das, was erlaubt ist, werde ich nach der Operation schon wieder machen. Mein Blick geht automatisch nach vorne, ich möchte das Ganze nicht dramatischer machen als es ist.

Schmerzt die Verletzung im Hinblick auf die Olympischen Spiele also nicht doppelt?

Vivot: Doch, keine Frage. Ich habe mir auf jeden Fall ausgerechnet, in Tokio dabei sein zu dürfen. Die Verschiebung der Olympischen Spiele durch die Corona-Pandemie kam mir nach meiner Verletzung von vor zwei Jahren sogar noch entgegen. Zuletzt war ich wieder bei der Nationalmannschaft dabei und von Seiten der Trainer habe ich gutes Feedback erhalten. Ich hätte meine Chance gehabt, in Japan dabei zu sein. Aber wie schon gesagt: Es bringt mir nichts, wenn ich jetzt ständig ins Grübeln gerate.

Auch für den Klub geht es erst einmal ohne Sie weiter. Am Wochenende trifft der DHC im Topspiel auf den UHC Hamburg an. Was ist drin?

Vivot: Die Mädels sind ein unfassbares Team. Wenn eine wichtige Säule wegbricht, legen andere noch eine Schippe drauf. Das war schon immer so und wird dieses Mal auch so sein. Sie werden am Samstag einen guten Fight abliefern und für mich mitlaufen. Ich bin von einem Sieg im Topspiel überzeugt und drücke beide Daumen.

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