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Wie ein Nachmittag unter Freunden

3x3 Düsseldorf League im Basketball

Fotos: Tuncay Üldes

von Bernd Schwickerath

Man kann Basketball klassisch in Verein und Liga spielen. Man kann aber auch einfach unter freiem Himmel zocken und dabei die Boxen aufdrehen. Das tun immer mehr Menschen, auch in Düsseldorf hat sich eine Szene auf den Außenplätzen gebildet. Für die hat das Düsseldorfer 3×3-Projekt eine eigene Turnierserie im Urban-Street-Style gegründet. Und die kommt an, selbst aus dem Ausland reisen Teams an.

Knapp ein halbes Jahr ist das Düsseldorfer 3×3-Basketball-Projekt erst alt, aber es zieht immer größere Kreise. Im Vordergrund steht natürlich das Profiteam LFDY, das für Turniere durch ganz Europa fliegt und von Olympia 2024 in Paris träumt. Doch die Ziele gehen weit darüber hinaus: „Wir wollen eine Community aufbauen und den Düsseldorfer Jugendlichen eine Plattform geben“, sagt Trainer Kevin Magdowski.

Entsprechend glücklich ist er, dass die neueste Idee der Düsseldorfer 3×3-Initiative von den vielen Straßenbasketballern der Stadt so gut angenommen wird: die 3×3 Düsseldorf League, die „erste deutsche 3×3-Liga“, wie Magdowski nicht ohne Stolz sagt. In der messen sich Dutzende Hobby-Teams aus der immer populärer werdenden Basketball-Variante mit nur einem Korb und drei Aktiven auf jeder Seite.

Mitte September ging es los, da stand das erste Turnier in der Toni-Turek-Realschule in Stockum auf dem Programm, seitdem folgten drei weitere, am 5. Dezember steigt das große Finale für die Teams, die bis dahin die meisten Punkte gesammelt haben. Und obwohl die Corona-Zahlen besorgniserregend hoch sind und es auch für den Sport wieder strengere Regeln geben könnte, hoffen die Veranstalter, dass das Finale mit 2G-Regel über die Bühne gehen kann.

30 Stunden mit dem Bus aus der Ukraine

Klappt das, kommen Anfang Dezember die besten 40 Teams bei Frauen, Männern und Jugendlichen zusammen und spielen ihre Meisterinnen und Meister aus. Und die müssen gar nicht zwingend aus Düsseldorf kommen. Teams aus der ganzen Region sind dabei, ja sogar aus dem Ausland, aus den Niederlanden, Belgien und Frankreich, aus Irland und der Ukraine. Letztere kamen gar mit dem Bus nach Düsseldorf, eine regelrechte Ochsentour von mehr als 30 Stunden.

Die nahmen sie aber gern auf sich, denn das Besondere an der Turnierserie: Die ist kein weiteres Event für Leistungssportlerinnen und -sportler, die 3×3-Liga richtet sich an Hobbyteams, an Amateure, die sich nicht aus Vereinen, sondern von öffentlichen Plätzen unter freiem Himmel kennen. Von denen soll es allein in Deutschland Hunderte geben, so genau weiß das niemand. So ist das eben im Straßensport. Ähnlich wie beim Skaten hat sich auch im 3×3 eine Szene außerhalb von Vereinen und Verbänden gebildet. Und genau an die richtet sich die Düsseldorfer Liga.

Kevin Magdowski beschreibt die Szene so: „Das sind Leute, die nicht regelmäßig von Trainern durch die Halle gescheucht werden wollen, die wollen eine Urban-Street-Culture, die wollen das reine Spiel und nicht dreimal unter der Woche trainieren und am Wochenende zehn Minuten spielen. Die wollen den Ball in der Hand haben und zocken.“

Düsseldorfs 3×3-Szene wächst

Auch in Düsseldorf gebe es zahlreiche solche Teams, vor allem „auf den Plätzen von den Rheinbrücken bis zur Arena“. Dort spielten Leute, „die nie auf die Idee gekommen sind, in einem Verein Basketball zu spielen“, sagt Magdowski, „oder die das schon zu lange gemacht haben und keine Lust mehr darauf haben. Die sagen: Ich möchte sonntags mit meinen Kollegen spielen. Aber um Punkte, mit Schiedsrichtern und einem guten Setting.“

Für das sorgt nun die 3×3 Düsseldorf League. Das Orga-Team mietet die Halle und baut dort mehrere Plätze auf, erstellt Turnierpläne und pflegt Ranglisten, organisiert Schiedsrichter aus dem Leistungssport und sorgt für das passende Drumherum mit Musik und Verpflegung. Genau das wollen die Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Alles etwas lässiger, wie ein Nachmittag unter Freunden, nicht wie bei einem offiziellen Ligaspiel.

Die Frage war vorher nur: Wie erreicht man eine Szene, die nicht zentral organisiert ist? Also sorgten die Organisatoren für einen „ganz niederschwelligen Einstieg“, wie Magdowski sagt, fuhren die Plätze ab, ließen Flyer und Plakate da. Zudem warben sie bei Instragram, registrierten ihre Liga beim Turnier-Portal des Basketball-Weltverbandes Fiba. So wurden manche übers Internet auf die Düsseldorfer Liga aufmerksam, andere durch die Werbung auf ihren Plätzen.

Dort mussten die Jugendlichen einfach einen QR-Code mit dem Handy snannen und konnten sich mit ein paar Klicks anmelden. Und das auch noch kostenlos für alle unter 18-Jährigen. Das ist schon etwas anderes, als sich einen Verein in der Nähe zu suchen, sich dort vorzustellen, einen Mitgliedsantrag auszufüllen, einen Beitrag zu überweisen und sich einem Team mit festen Trainingszeiten und Hierarchien anzuschließen.

DIY – Teams müssen sich selbst organisieren

„Die Hürde für 15-Jährige, deren die Eltern kein Basketball spielen, kann enorm sein. Die kommen erst gar nicht in Vereinsstrukturen“, sagt Magdowski, der weit davon entfernt ist, schlecht über den klassischen Vereinssport oder das 5×5-Basketball zu sprechen, er kommt ja selbst da her. Aber viele jüngere Spielerinnen und Spieler finden sich dort nicht wieder. „Auf den Außenplätzen hat sich eine eigene Community gebildet, und wir sind froh, dass wir ihnen mit unserer Liga eine Plattform geben können.“

Eine Rundum-Sorglos-Paket bekommen die Jugendlichen allerdings nicht geboten. Wie immer im Straßensport steht DIY (do it yourself) über allem. Dass sie in einheitlichen Trikots oder Shirts auflaufen, dafür müssen die Teams schon selbst sorgen. Sie bekommen auch keine Trainer an die Hand. „Das machen sie alles selbst. Und das ist schön zu sehen, wenn sich Dreier- oder Viercliquen von jungen Leuten selbst organisieren.“

Ein schöner Nebeneffekt: Magdowski und Co. haben in den vergangenen Wochen so manches Talent entdeckt, das es vielleicht mal zu den Profis schaffen könnte. Passenderweise sind auch ein paar vom LFDY-Team beim Turnier dabei, mischen sich unter den Nachwuchs, geben ihm Tipps. „Die Jugendlichen sehen dann unsere Profis und denken sich vielleicht: Der Weg ist auch interessant“, sagt Magdowski, „das oberste Ziel des Projekts ist aber nicht die Talentsichtung, wir wollen in Düsseldorf eine Kultur für 3×3 schaffen.“

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