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Die DEG und die Eishockey-WM

Wie's bei Niederberger, Nowak, Fischbuch & Holzer läuft

Foto: Deutscher Eishockey-Bund e.V. (DEB) / City-Press GmbH

von Bernd Schwickerath

Wenn die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft am Donnerstag im WM-Viertelfinale auf die Schweiz trifft, sind da auch aktuelle wie ehemalige Düsseldorfer gefragt. Davon gibt es beim Turnier mehrere. Wie läuft es für die DEG-Spieler bei der Eishockey-WM?

Ein Derby im Viertelfinale – viel mehr geht nicht für die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) bei der Weltmeisterschaft in Riga. Am Donnerstag (15.15 Uhr) geht es gegen die Schweiz, seit Jahrzehnten der größte Rivale der Nationalmannschaft. „Einige wilde Schlachten“ seien das schon gewesen, sagt Kapitän Moritz Müller. Die größten der jüngeren Vergangenheit: Das Viertelfinale bei der Heim-WM 2010 (1:0) und das K.O.-Spiel bei Olympia 2018 (2:1 nach Verlängerung), einige Tage später baumelte die Silbermedaille um die Hälse – die größte Stunde der deutschen Eishockey-Geschichte.

So ein Moment soll auch diese Woche folgen. Und die Chancen stehen gar nicht so schlecht, zumindest deutlich besser als in den Vorjahren. Das liegt nicht nur daran, dass sich das deutsche Eishockey stetig weiterentwickelt. Bessere Jugendarbeit, mehr Talente, mehr Auswahl für Bundestrainer Toni Söderholm, der auf Scheibenbesitz und Spielkontrolle setzt. Und der dem Team – wie schon Vorgänger und Olympiatrainer Marco Sturm – mehr Selbstvertrauen gegeben hat. Es sei nun „unser Anspruch“, auch mal die „Großen zu schlagen“, sagt Söderholm.

Hinzu kommen die Besonderheiten der aktuellen WM: Wegen der Corona-Pandemie haben zahlreiche Topspieler abgesagt, die Teams sind näher aneinander gerückt. Deswegen sprachen selbst die Deutschen vor dem Turnier vom Titel. Und die Schweizer erst recht. Der Nachbar hat in den vergangenen Jahren einen Sprung gemacht, stand 2013 und 2018 bereits zweimal im Finale. Nun in Riga schlossen die Schweizer ihre Gruppe als Zweite ab, vor Schweden und Tschechien.

Folglich gehen sie als (leichter) Favorit in das Derby gegen Deutschland, das immerhin vier seiner sieben Gruppenspiele gewann und deswegen als Gruppendritter ins Viertelfinale geht. Nicht unschuldig daran sind auch Spieler, die früher oder auch jetzt noch das Trikot der Düsseldorfer EG getragen haben. Wie viel DEG in der WM steckt, verraten wir in der Übersicht.

Mathias Niederberger

Foto: Birgit Häfner

Beginnen müssen wir mit einem, der in der Liga gar kein DEG-Trikot mehr trägt. Aber Mathias Niederberger ist nicht nur gebürtiger Düsseldorfer, der seine Jugend an der Brehmstraße verbracht hat, er spielt auch eine dermaßen starke WM, dass er hier zwingend zuerst genannt werden muss. Der 28-Jährige erlebte bereits eine überragende Vereinssaison, wurde gleich im ersten Jahr nach seinem Wechsel zu den Eisbären Berlin Meister. Danach, sagte er, fühle es sich an, als habe er „den Code geknackt“, er reise mit „viel Selbstvertrauen“ zur WM. Zumal er auf dem Niveau auch schon in den vergangenen Jahren Topleistungen gezeigt hatte.

Nun geht das so weiter – obwohl er fast die komplette Vorbereitung verpasste. Von den fünf WM-Spielen gewann er drei, kassierte nur 1,62 Gegentore im Schnitt und wehrte 93,9 Prozent der Schüsse ab. Seinen größten Abend erlebte er gegen Kanada mit 39 Paraden beim historischen 3:1-Sieg. Danach wurde Niederberger nicht nur von den Mitspielern, sondern auch von der (internationalen) Presse sowie in den sozialen Netzwerken gefeiert. Auf Niederberger wird es gegen die Schweiz besonders ankommen. Und dass sich die Schweizer auch selbst als Favoriten sehen? „Das ist okay. Was die denken, ist denen überlassen. Wir nehmen unsere Rolle so an, wie sie ist.“

Marco Nowak

Foto: DEB / City-Press

Der DEG-Verteidiger erlebte im Verein eine durchwachsene Saison. Umso wichtiger war ihm die WM. Auch weil er als 30-Jähriger nicht wisse, wie viele WM-Chancen er noch bekomme, da wolle er „alles mitnehmen, was geht“. Schon früh gehörte er zum Kader, bei dem während der Vorbereitung Woche für Woche Spieler ausgetauscht wurden. Nowak blieb jedes Mal dabei, und wurde letztlich nach 2019 zum zweiten Mal mit zum Turnier genommen.

In Lettland dankt er es dem Bundestrainer mit konstanten Leistungen. Nowak hat sich ohne Probleme an das internationale Spiel gewöhnt, kann das Tempo mitgehen, hält das Spiel einfach, gewinnt wichtige Zweikämpfe, blockt Schüsse, spielt klare erste Pässe aus der eigenen Zone. Vielleicht kommt ihm auch entgegen, dass er weniger Verantwortung trägt und eher dosiert eingesetzt wird. Im Schnitt kommt er aktuell auf 12:43 Minuten, bei der DEG sind es mehr als 20 Minuten pro Spiel. Nowak trat auch schon offensiv in Erscheinung, bereitete ein Tor vor, schoss sieben Mal. Gegen die Schweiz dürfte er wieder gesetzt sein.

Daniel Fischbuch

Foto: DEB / City-Press 

Auch ein DEG-Stürmer hat es zur WM geschafft: Topscorer Daniel Fischbuch. Im ersten Jahr nach seiner Rückkehr schlug Fischbuch gleich voll ein, schoss 17 Tore, bereitete weitere 16 vor. Und obwohl es auch Durchhänger gab, lud Söderholm ihn ein. Gleich in den ersten Testspielen traf er, am Ende überstand auch er sämtliche Kaderveränderungen und durfte sich über sein WM-Debüt freuen. Das ließ allerdings auf sich warten.

Erst im fünften Spiel gegen Finnland (1:2) durfte Fischbuch aufs Eis, spielte als 13. Stürmer 7:20 Minuten und schoss einmal aufs Tor. Schlecht machte er seine Sache nicht, aber nach wochenlanger Pause, mit ungewohnten Reihenkollegen und limitierter Eiszeit hatte er nicht den ganz großen Einfluss auf das Spiel. Seitdem saß er wieder auf der Tribüne, Söderholm setzt vor allem auf eingespielte Kombinationen aus den Vereinen, da hat es Fischbuch schwer, noch einen Einsatz zu bekommen. Erst recht, nachdem NHL-Spieler Dominik Kahun nachgereist ist. Auch gegen die Schweiz dürfte Fischbuch wieder draußen sitzen. Ändern könnte sich das, wenn Topscorer Marcel Noebels wirklich ausfällt. Aber auch dann ist das nicht sicher.

Korbinian Holzer/Marcel Brandt

Foto: DEB / City-Press 

Zwei weitere deutsche WM-Spieler haben früher mal das DEG-Trikot getragen. Der prominenteste ist Korbinian Holzer, dessen Stern von 2007 bis 2010 in Düsseldorf aufging. Danach wechselte er für zehn Jahre nach Nordamerika, machte mehr als 200 NHL-Spiele, zuletzt spielte er in Russland. Der Kontakt zur DEG ist nie abgebrochen, auch wegen Nowak, die beiden teilen sich in Riga ein Hotelzimmer. Holzer ist der Anführer in der Abwehr, überzeugt durch Körperspiel, aber zuletzt auch immer häufiger durch spielerische Elemente, Ruhe unter Druck und kluge Pässe, er erzielte auch schon zwei Tore. Soll es gegen die Schweiz wie 2010 mit dem Halbfinaleinzug klappen, braucht es wieder eine Topleistung des 33-Jährigen, der nächstes Jahr wieder in der DEL spielen wird: bei den Adler Mannheim.

Anders läuft es für Marcel Brandt. Der ehemalige DEG-Stürmer, der von 2015 bis 2018 in Düsseldorf spielte und in der Zeit zum Verteidiger umgeschult wurde, war an einem der bittersten Momente dieser WM beteiligt: Kurz vor Ende des Spiels gegen Kasachstan stolperte er und machte damit die Lücke auf, die die Kasachen zum Siegtor nutzten. Seitdem spielte er nicht mehr. Vorher war er knapp 15 Minuten pro Spiel auf dem Eis, bereitete ein Tor vor. Brandt spielte nicht schlecht, konnte bislang aber nicht an seine überragende Vereinssaison in Straubing anknüpfen, nach der er als „DEL-Verteidiger des Jahres“ ausgezeichnet wurde. Ob er bei der WM noch eine Chance bekommt, bleibt abzuwarten.

Ken-André Olimb, Nicholas Jensen, Mathias From, Rihards Bukarts

Foto: Birgit Häfner

Auch bei anderen Teams finden sich DEG-Spieler. Und zwar drei, die in der abgelaufenen Saison noch in Düsseldorf spielten. Allerdings auch drei, die ab Sommer für andere Klubs auflaufen: Ken-André Olimb zieht es nach Schwenningen, Nicholas Jensen nach Berlin, Mathias From in die zweite schwedische Liga. In den vergangenen Tagen waren sie aber alle in Riga, und vor allem Olimb zeigte dort einmal mehr, dass er gemeinsam mit seinen Bruder Mathis das Herz des norwegischen Spiels ist. In sechs Spielen erzielte er zwei Tore und bereitete drei vor. Ingesamt kann er bereits auf zehn WM-Turniere, 69 Spiele und 35 Scorerpunkte zurückschauen. Für das Viertelfinale reichte es diesmal dennoch nicht.

Auch die Dänen mit Nicholas Jensen und Mathias From konnten bereits abreisen. Beide erlebten ein durchwachsenes Turnier. Abwehrspieler Jensen, bei der DEG zuletzt offensivstark, machte vier Spiele und sammelte dabei eine Vorlage. Stürmer From machte alle sieben Spiele, traf einmal und bereitete ein Tor vor. Positiv, dass er bei deutlich mehr eigenen als gegnerischen Toren auf dem Eis war. Das Ausscheiden konnte aber auch er nicht verhindern.

Das galt auch für Rihards Bukarts, den letzten Spieler in unserer Übersicht. In der Saison 2019/20 spielte der für die DEG, mittlerweile wieder in Lettland. Im Turnier nun gelang ihm ein Tor, zu wenig, um die Gastgeber ins Viertelfinale zu schießen. Am letzten Spieltag scheiterten die Letten an den Deutschen. An Mathias Niederberger, Marco Nowak und Korbinian Holzer.

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