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Meisterlicher Altmeister

Timo Boll ist erneut Europas Bester

Foto: Kenny Beele

von Tobias Kemberg

Im deutsch-deutschen Finale bezwingt der 40-Jährige im Duell zweier ehemaliger Weltranglistenerster Dimitrij Ovtcharov mit 4:1-Sätzen. Der Superstar von Borussia Düsseldorf gewinnt damit zum achten Mal den Europameistertitel im Einzel und zeigt sich rund einen Monat vor dem Beginn der Olympischen Spiele in Tokio in guter Form. Einen Riesenerfolg feiert auch Neu-Borusse Dang Qiu, der an der Seite von Nina Mittelham den Titel im Mixed-Wettbewerb holt.

Mit seinem Klub Borussia Düsseldorf gewann Timo Boll in der Saison 2020/21 das „Triple“ aus Meisterschaft, Pokal und Champions League. Am Sonntag krönte sich der Tischtennis-Superstar erneut zum Europameister – mit 40 Jahren und nach 2002, 2007, 2008, 2010, 2011, 2012 und 2018 zum insgesamt achten Mal. Wie schon vor drei Jahren war Boll mit vielen Fragezeichen zur EM gereist. Und wie 2018 stieg er am Ende der Turnierwoche auf die oberste Stufe des Siegertreppchens und bekam die Goldmedaille um den Hals gehängt.

In der EM-Woche von Warschau wehrte der Altmeister einen weiteren „Angriff der jüngeren Generation“ ab. Zum Auftakt setzte sich Boll glatt mit 4:0 gegen Tobias Rasmussen aus Dänemark durch, auch der Engländer Paul Drinkhall stellte ihn beim 4:2 nicht vor allzu große Probleme. Im Viertelfinale kam es zum Borussen-Duell gegen Anton Källberg, dem viele Experten nach seiner überragenden Saison in Polen sogar den ganz großen Wurf zugetraut hatten. Dort zeigte Boll eine Glanzleistung und siegte mit 4:1. „Das war sicherlich eine meiner besten Leistungen in den vergangenen ein bis zwei Jahren“, sagte Boll.

Belohnung nach langer Pause und großer Quälerei

Dank vieler präziser Bälle und gutem Positionsspiel brachte der Linkshänder seinen 17 Jahre jüngeren Gegner in der Runde der letzten Acht etwas aus dem Konzept. „Das habe ich zuletzt im Training nicht so geschafft“, berichtete Boll, der im Halbfinale mit 4:2-Sätzen gegen Källbergs topgesetzten Landsmann Mattias Falck aus Schweden gewann. Im Endspiel schnappte sich Ovtcharov zwar den ersten Durchgang, danach aber fand Boll auf alle taktischen Varianten seines Nationalmannschaftskollegen die passenden Antworten und riss nach seinem verwandelten Matchball die Arme hoch.

Foto: Kenny Beele

„Ich bin einfach dankbar, dass ich immer noch bei der Tour dabei sein kann und genieße jedes Spiel. Vielleicht kommt daher auch meine Lockerheit. Das war heute ganz schön emotional. Ich habe mich daran erinnert, wo ich vor einem Jahr stand, als ich mir allein kaum die Socken anziehen konnte. Aber ich habe mich erholt, hart gearbeitet und bin super happy, dass ich mich heute mit dem Titel belohnt habe“, sagte Boll.

Dang Qiu und Nina Mittelham wehren im Halbfinale vier Matchbälle ab

Einen großen Erfolg feiern durfte auch Dang Qiu, der ab dem 1. Juli ganz offiziell zum Team von Borussia Düsseldorf gehört. An der Seite von Nina Mittelham gewann der 24-Jährige bei seinem EM-Debüt den Titel im Mixed. Im Finale besiegte das deutsche Duo die topgesetzten Slowaken Lubomir Pistej und Barbora Balazova mit 11:9, 11:8 und 11:6. „Europameister zu werden ist einfach das Größte. Das ist der wichtigste Titel auf dem Kontinent, das ist überwältigend. Es gibt keine Siege in meiner Karriere, die sich besser angefühlt haben“, sagte Dang Qiu.

Auf dem Weg zur Goldmedaille räumte das Duo einige hochkarätige Teams aus dem Weg, unter anderem die Titelkandidaten Ovidiu Ionescu/Bernadette Szöcs aus Rumänien oder die die Franzosen Emmanuel Lebesson/Jia Nan Yuan, gegen die Qiu und Mittelham vier Matchbälle abwehrten. Der zweite Borusse im Mixed-Wettbewerb, Anton Källberg, kam mit seiner Schwester Christina nicht über das Achtelfinale hinaus.

Weniger erfolgreich für die vier Borussen verlief der Doppel-Wettbewerb. Timo Boll scheiterte an der Seite von Patrick Franziska bereits in der ersten Runde an Darko Jorgic und Tomislav Pucar. Für Anton Källberg und Kristian Karlsson war mit ihren jeweiligen Doppelpartnern Jon Persson und Mattias Falck im Achtelfinale Endstation. Dang Qiu spielte sich mit Benedikt Duda immerhin ins Viertelfinale, unterlag dort aber mit 1:3-Sätzen den späteren Siegern Lev Katsman und Maksim Grebnev.

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