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Sportstadt-Throwback, Teil V

Illustration: bilderbuch-duesseldorf.de

von Tobias Kemberg

Emotionale Triumphe, spannende Events und herausragende Persönlichkeiten – die Sportstadt blickt in einer Serie auf besondere Ereignisse und Menschen der Düsseldorfer Sportgeschichte zurück. Im fünften und letzten Teil geht es weniger um ein spezielles Ereignis, sondern um die ehemalige Radrennbahn in Lörick und ihre Geschichte.

Vier Jahre liegt der Grand Départ in Düsseldorf nun schon wieder zurück. Der Start der Tour de France ist 2017 ein absolutes Großereignis – trotz langer Diskussionen in der Politik und innerhalb der Bevölkerung über hohe Kosten sowie das nach vielen Doping-Skandalen schlechte Image der Sportart. Trotzdem herrschen an diesem 1. und 2. Juli durchaus Begeisterung in der Stadt als die Profis durch die Straßen rollen. Warum auch nicht? Denn der Faible für den Radsport liegt den Düsseldorfern eigentlich schon seit mehr als einem Jahrhundert und vielen Generationen im Blut.

1907 eröffnet im linksrheinischen Stadtteil Lörick die von Architekt Clemens Schürmann entworfene, 12.000 Menschen fassende und 155.000 D-Mark teure Radrennbahn, die geografisch gerne mal in Oberkassel verortet wird. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gibt es im ganzen Land einen regelrechten Auto- und Radsport-Boom, Düsseldorf soll ein zentraler Punkt dessen werden. Ganze Familien machen sich zu dieser Zeit an den Wochenenden zu den ersten Radrennen im deutschen Kaiserreich auf, „um die Wettbewerbe hochgepriesener Pedaleure zu verfolgen“, wie der Journalist Bertram Job schreibt.

Auf der 400 Meter langen Betonpiste mit den um 43 Grad erhöhten Steilkurven gibt es Rennen für „Steher“ (Dauerfahrer) und „Flieger“ (Sprinter) mit den Bezeichnungen „Großer Preis von Düsseldorf“ oder „Preis der schönen Künste“. Die Veranstalter kündigen große Stars der Branche an, darunter zählen beispielsweise Paul Guignard, Victor Linart oder Jules Miquel. Und selbst lebensbedrohliche Stürze tun der Begeisterung der Massen keinen Abbruch – noch nicht einmal tragische Fälle wie der des Kölners Peter Günther (Foto), der im Oktober 1918 an den Folgen eines schweren Sturzes verstirbt und als einer von insgesamt drei Fahrern im Velodrom sein Leben lässt.

Archivfoto: bilderbuch-duesseldorf.de

Kein höflicher Empfang für den späteren Diktator

Die Popularität der Radrennbahn möchte sich auch Adolf Hitler zunutze machen. Der NSDAP-Vorsitzende hält während eines Besuchs in Düsseldorf zunächst eine Rede im Industrieklub und zieht später mit seinem braunen Gefolge am 8. Oktober 1932 auf der Radrennbahn ein. Auf dem Weg dorthin schlägt dem späteren Diktator aber alles andere als restlose Begeisterung entgegen. Die Löricker bewerfen Hitler und seine Entourage unter anderem mit Tomaten, Eiern und Pferdeäpfeln.

Bezüglich des Abrisses im Jahr 1937 ranken sich Gerüchte, Hitler lasse die Radrennbahn aus Rache entfernen lassen. Eindeutige Belege dafür gibt es nicht. Und tatsächlich ist der Grund wohl doch ein anderer, da die Betreiber „Düsseldorfer Sport- und Radrennbahn GmbH“ Konkurs anmelden müssen. So endet die nicht immer ruhmreiche, aber spannende Zeit des Velodroms in Lörick, die über Jahre als „schönste Bahn Deutschlands“ gilt, nach gerade einmal drei Jahrzehnten.

Fundament-Teil der Nordkurve ist übrig geblieben

In den folgenden Jahren nach dem Abriss verwildert das Gelände am heutigen Kirschbaumwäldchen und der Walther-Hensel-Straße. Später, in den Fünfziger Jahren, nutzen die Sportfreunde Lörick das Areal als Trainings- und Übungsplatz, wie der Historiker Ulrich Brzosa schreibt.

1980 entsteht dort eine Wohnsiedlung, heute erinnert nur noch ein Fundament-Teil der Nordkurve an das Velodrom von damals. Die Radrennbahn in Lörick ist aber nicht die einzige in Düsseldorf. Schon 1892 entsteht eine Aschebahn am Zoo. Weitere stehen zu ihrer jeweiligen Zeit am Flinger Broich sowie dem Ostpark. Ab 1926 gibt es eine Radrennbahn am Rheinstadion – heute existiert davon keine mehr. Das große Flair aber verspürt lediglich das Velodrom in Lörick. Mit dessen Abriss erlischt für lange Zeit auch das große Interesse am Radsport in der Sportstadt.

Hier geht es zu Teil eins der „Throwback-Serie“.
Hier geht es zu Teil zwei der „Throwback-Serie“.

Hier geht es zu Teil drei der „Throwback-Serie“.
Hier geht es zu Teil vier der „Throwback-Serie“.

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